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ORIS BIG CROWN PROPILOT X CALIBRE 115

Eine Uhr für alle Zeiten

Hintergründe

Interviews

Seit Jahren verfügt Oris über die Expertise, das Calibre 115 herzustellen, sagt Chief Operating Officer Beat Fischli. Aber erst jetzt ist die Zeit reif dafür.

Wann kamen Sie auf die Idee zur Oris Big Crown ProPilot Calibre 115?
Die Wahrheit ist, dass sie seit Jahren in meinem Kopf war. Skelettierung ist eine aufregende Form. Man kann sein ganzes Können zeigen, weil man alle Details sieht. Bis jetzt war einfach nicht der richtige Zeitpunkt dafür.
Was hat sich geändert?
Wir wussten schon länger, dass wir das Know-how im Haus hatten. Die jeweils einzigartigen Calibre 110 bis 114 gaben uns Vertrauen, weil sie so gut ankamen. Jedes Mal lernten wir neue Dinge dazu und die Leute verstanden Oris als Uhrmacher immer besser. Weil wir unabhängig sind, haben wir die Freiheit, Uhren zu kreieren, die unsere Kunden wollen und die auch wir mögen. Aufgrund dieser Erkenntnisse fühlten wir uns bereit, eine Uhr zu produzieren, welche der Welt auf einer anderen Ebene zeigen würde, wer Oris wirklich ist.
Wie sind Sie dabei vorgegangen?
Der Prozess war komplexer als sonst, weil bei der Skelettierung eines Uhrwerks viel mehr Fragen auftauchen. Wir wussten, dass das Basiskaliber funktionierte, da es bereits fünf Versionen gab. Aber wenn man damit beginnt Material herauszunehmen, muss man sich fragen, ob die Konstruktion stabil ist. Es mag schön aussehen, aber wird es tatsächlich funktionieren?
Wie verlief die Arbeit zwischen Technik- und Designteams?
Es war eine hundertprozentige Zusammenarbeit. Der erste Schritt war technisch – an der Funktionalität wurde gearbeitet, das Uhrwerk wurde ausgelegt und die Machbarkeit wurde sichergestellt. Als zweites wurden alle Erkenntnisse an das Designteam gesendet, welches aus den Ideen etwas wirklich Schönes formte. Schlussendlich wurde geprüft, dass die Uhr über die nötige Integrität verfügt, um verlässlich funktionieren zu können. Natürlich gab es während dieses Prozesses ein Hin und Her, aber im Wesentlichen waren dies die drei Schritte.

Wie lange dauerte es?
Insgesamt rund zwei Jahre. Wie ich bereits sagte, wussten wir, dass wir in der Lage waren, intern etwas derart Technisches zu realisieren. Die grösste Herausforderung bestand darin, den richtigen Zeitpunkt zu finden, um ein solches Produkt auf den Markt zu bringen. Wir sind zuversichtlich, dass dies jetzt der Fall ist.
Was zeichnet das Calibre 115 aus?
Die Uhr ist ein Meisterwerk, eine perfekte Synergie von Design und Technologie. Dieses unglaubliche Uhrwerk hatten wir ja bereits, aber niemand konnte wirklich sehen, wie es funktionierte. Jetzt kann man das.
Worauf sind Sie bei dieser Uhr am meisten stolz?
Wenn ich es auf ein Element reduzieren müsste, würde ich die Hauptfeder nennen. Es gibt der Uhr so viel von ihrem Charakter, welcher sich ändert, je nachdem, wie lange ihre Gangreserve ist. Normalerweise ist die Hauptfeder selbst in vielen skelettierten Uhren verborgen. Wir aber hatten das Gefühl, dass wir sie zeigen mussten, weil ein Grossteil der Geschichte der Uhr in ihrer 10 Tage
Gangreserve liegt. Normalerweise hat eine mechanische Uhr etwa 40 Stunden Gangreserve – diese hat 240!
Was sagt die Big Crown ProPilot X Calibre 115 über Oris aus?
In allen Details sieht man die Fachkenntnisse von Oris, und dies auf eine sehr ehrliche, reine und luxuriöse Art. In der Uhrmacherei geht es für Oris darum, den eigenen Weg zu gehen und etwas zu machen, weil man es will. Wir haben die Freiheit, das zu tun. Und wir glauben, dass jetzt der richtige Moment dafür ist. Also haben wir es gemacht ...

Lukas Bühlmann, Senior Product Design Engineer bei Oris, spricht über den Prozess hinter der Oris Big Crown ProPilot X Calibre 115

Was war der Designauftrag für die Big Crown ProPilot X Calibre 115?
Wir hatten bereits im Zweiten Weltkrieg Fliegeruhren für amerikanische Soldaten hergestellt. Es galt nun, die Oris Uhren der Kollektion Aviatik in die nächste Generation voranzutreiben.
Was waren die grössten Herausforderungen dieses Auftrags?
Eines der schwierigsten Aufgaben war, das Gleichgewicht zwischen der formalen Sprache des Gehäuses und des Uhrwerks aufrecht zu erhalten. Wir wollten etwas Zeitgenössisches schaffen, welches seine Relevanz behält, auch wenn sich die Mode ändert.
Wo haben Sie nach Inspiration gesucht?
Bei Luftfahrt und Architektur. Die Idee hinter der Uhr begann mit dem Uhrwerk, wir gaben diesem einen starken architektonischen Look. Das skelettierte Federgehäuse zieht den Blick zuerst an, dann die Brücken, und schlussendlich sieht man die Details im Räderwerk. Das Gehäuse gleicht eher einem Tarnkappenflugzeug. Dies gibt ein aufregendes Wechselspiel zwischen dem Uhrwerk und den statischen Elementen.
Das Design hat eine futuristische Qualität - ist das beabsichtigt?
Ich würde es nicht als futuristisch bezeichnen, sondern als zukunftsorientiertes Design. Oris hat eine lange Geschichte der Fliegeruhren, dies sieht man am Design. Es zeigt auch die Kompetenz von Oris und den langfristigen Wert eines schön geschaffenen mechanischen Objekts.
Bezeichnen Sie diese Uhr als Fliegeruhr?
Es ist sicherlich keine herkömmliche Fliegeruhr. Beispielsweise ist es die erste Fliegeruhr von Oris ohne Ziffern auf dem Zifferblatt, die DNA der Luftfahrt steckt aber immer noch im Detail. Was diese Uhr zu einer wirklichen Fliegeruhr macht, ist ihr technischer Look, denn Technologie ist heute die treibende Kraft in der Luftfahrt.
Welche gestalterischen Überlegungen gibt es bei einer skelettierten Uhr?
Die technische Machbarkeit ist am wichtigsten, sie begleitet einen Designer während des ganzen Prozesses. Design und Funktionalität müssen zusammenstimmen. Man muss auf mehreren Ebenen gleichzeitig denken, damit alle Komponenten zusammenpassen. Aufgrund dieser Abwägungen dauert die Arbeit auch länger.

Solche Abwägungen verursachen sicher auch Probleme? 
So ist es. Manchmal entwirft man etwas, stellt jedoch schnell fest, dass es technisch nicht machbar ist. Es geht darum, sich anzupassen. Je besser man die Philosophie des Designs versteht, desto schneller findet man Lösungen.
Was sagt diese Uhr über Oris‘ Auffassung von Luxus aus?
Für Oris bedeutet Luxus, seinen eigenen Weg zu gehen. Das ist unsere Devise. In der Praxis bedeutet dies, dass wir Uhren für Menschen entwerfen, die Fragen stellen und das Leben und die Kulturen erleben möchten. Unsere Uhren werden zu treuen Begleitern für die Abenteuer des Lebens. Wohin Sie auch gehen, Ihre Oris Uhr wird Sie begleiten.
Was macht daraus ein gutes Design?
Es sind die kleinen Details – jede Gehäusefacette; die Art und Weise, wie sich das Armband in das Gehäuse integriert; die Entscheidung, die Ziffern fallen zu lassen; der Kronenschutz, die Brücken, die Turbinenschaufellünette und so weiter. Sie werden so zusammengefügt, dass sie nicht als Details gesehen werden, sondern als Teil des Ganzen. Das macht dieses Design einzigartig.
Arbeiten Sie nach dem Design Mantra „form follows function“?
Eine Uhr sollte aussagekräftig sein und nützliche Komplikationen aufweisen, das Aussehen der Uhr sollte ihre Funktion widerspiegeln. „Form folgt Funktion“ ist zu starr. Wie bereits erwähnt, wenn “Go
your own way” die Philosophie ist, kann man sich nicht bloss an eine einzige Regel binden.
Was sagt die Big Crown ProPilot X Calibre 115 über Oris Design aus?
Sie sagt zwei Dinge aus: Wir haben keine Angst davor, Grenzen zu überschreiten, und wir können Talente gut kombinieren. Ein Team von 10 Personen war an der Gestaltung des Uhrwerks, des Gehäuses
und des Armbands beteiligt. Wie bei der Uhr kamen viele kleine Teile zusammen, um etwas heroisches zu erschaffen. Wir sind alle sehr stolz auf das Ergebnis.